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Kinder und Hunde
Blogartikel 

Familienhunde

Besondere Herausforderungen für unsere vierbeinigen Freunde und seine großen und kleinen Menschen.

Schon als ich selber ein Kind war, hatte ich mir einen Hund gewünscht. Nun hatte ich eigene Kinder und wollte mir diesen Wunsch endlich erfüllen. Nach der Lektüre unzähliger Hunde-Ratgeber und sehr viel Zeit im WWW begann das Abenteuer Familienhund, für mich und meine Familie vor zirka 5 Jahren, als wir uns schließlich entschlossen, einen Welpen zu uns in die Familie zu holen. Es endete 3 Jahre später mit einem Biss in das Gesicht meiner Tochter und mehrfach schwer gebrochenen Herzen.

Doch was war dazwischen passiert zwischen, wir wollten doch alles richtig machen, wir lasen viel Literatur, gaben uns Mühe die richtige Rasse herauszusuchen, holten einen Welpen von einem geprüften VDI-Züchter, besuchten diverse Hundeschulen und scheiterten dann auf ganzer Linie? Das Trennen von unserem geliebten Familienhund und Freund Poldi war für uns alle ein schrecklicher Schlag. Auch wenn wir wussten, dass er bei seinem neuen Frauchen, einer alleinstehenden Frau, für sich ein besseres Zuhause haben würde als bei uns.

Um zu verstehen, was bei uns schiefgegangen ist und auch in vielen anderen Familien immer wieder schiefgeht und um herauszufinden, wie das Abenteuer Familienhund durchaus gelingen kann, müssen wir zunächst denen unsere ganze Aufmerksamkeit schenken, um die es hier gehen soll: unseren Hunden.

 

Die Bedürfnisse eines Hundes

Jeder Hund ist natürlich ein Individuum und hat somit individuelle Bedürfnisse. So kann z.B. das Bedürfnis nach Bewegung von Hund zu Hund erheblich schwanken. Dennoch gibt es einige Grundbedürfnisse, die bei jedem Hund erfüllt sein müssen. Diese sind: Nahrung und Ausscheidung, individuell angepasste Bewegung und Auslastung, Schmerzfreiheit und Sicherheit, Schutz vor Kälte, Nässe und Hitze, Anschluss an Menschen und damit verbunden Aufmerksamkeit und Ansprache, außerdem Ruhe. Viele dieser Bedürfnisse werden heute schon von vielen Hundebesitzern gut gesehen und erfüllt. Woran es aber oft mangelt, ist ausreichend Ruhe.  “Nach müde kommt doof!” sagt man oft bei kleinen Kindern, dies gilt aber genau so für unsere Hunde. Wenn diese nicht genug schlafen, können sie Verhaltensauffälligkeiten ausbilden. Ein erwachsener Hund benötigt zwischen 16-18 Stunden Schlaf am Tag, Junghunde sogar mehr!

Hunde in Familien mit Kindern

Hunde brauchen enorm viel Zeit. Sie müssen erzogen werden, sie brauchen Bewegung, Aufmerksamkeit und Liebe. Sie müssen betreut und es muss auf sie aufgepasst werden. Wenn man diese Punkte beachtet, muss man sich die Frage stellen, ob eine Familie mit Kindern, in der Zeit Mangelware ist, der richtige Ort für einen Hund sein kann.

Tatsächlich können sowohl Kinder als auch die Hunde selber enorm voneinander profitieren. Viele Hunde genießen die Anwesenheit von Kindern, da diese eine ganz natürliche Art haben, mit diesen zu spielen. Außerdem haben Kinder große Freude daran mit dem Hund z.B. Agillity zu machen oder ihm neue Tricks bei zu bringen und die Hunde machen in der Regel begeistert mit. Auch für die Kinder sind Hunde ein großer Gewinn, bringen diese doch ein Stück Natur zurück in die Kinderzimmer und die Kinder raus in die Natur, da der Hund ja regelmäßig raus muss. Die Kinder lernen ihre eigenen Bedürfnisse denen des Hundes unterzuordnen, sie erfahren Selbstwirksamkeit durch den Rollenwechsel in die pflegende Person und lernen ein anderes Individuum in seinen Bedürfnissen wahrzunehmen: „Mama ich glaube der muss mal raus.“ Wenn in der Familie also auch die Eltern Lust und Energie für das Abenteuer Hund haben, so spricht nichts dagegen Kinder mit Hunden aufwachsen zu lassen, wobei die Verantwortung für den Hund immer bei den Eltern liegen muss. Es sollte klar sein, dass es letzten Endes der Hund der Eltern und nicht der Kinder ist.

Dennoch bleibt das Problem mit der Zeit. Ein Familienhund läuft in der Regel im Familienalltag mit. Damit dies möglich ist, muss er in einigen Bereichen besonders gut erzogen sein. Welche dies sind möchte ich hier kurz darstellen:

  • Warte: Der Hund muss in der Lage sein, eine Zeit lang auf einer Decke zu warten. Dies ist sowohl zu Hause nötig, z.B. wenn gekocht, die Hausaufgaben gemacht oder aufgeräumt wird als auch bei Besuchen von Spielplätzen oder Freunden. Diese Wartezeiten kommen auch dem Hund zugute, da er diese für seine Erholung nutzen kann, wenn er gelernt hat, sich auf seiner Decke zu entspannen.

  • Sitz! und Platz! Sind die Bremsen für den Hund Der Hund lernt eine wartende Position einzunehmen, bis das Kommando wieder aufgelöst wird. Das ist gerade im Familienalltag besonders wichtig. Das Kommando Bleib! wird dadurch eigentlich überflüssig, hilft Haltern aber oft trotzdem für ihre eigene Konsequenz.

Wichtig ist, dass das Hörkommando im Training immer erst dann hinzugefügt wird, wenn der Hund das gewünschte Verhalten (Sitz, Platz) schon richtig zeigt.

  • Das Kommando Stopp! ist die Bremse für den Hund in jeder Situation!

Egal, ob es um das Thema Jagen oder Verkehrssicherheit geht: Ein sauber ausgeführtes Stopp! rettet Leben. Auch für Kinder ist ein Hund, der auf Stopp! hört, Gold wert! Wird der Hund einmal zu wild oder kommt er jemand zu nahe: mit einem einfachen Stopp! kann ihn jedes Kind bremsen.

  • Tabu: Nicht alles ist für Hunde bekömmlich, z.B. Schokolade, Zwiebeln, kleines Spielzeug. Der Familienalltag wird enorm entlastet, wenn dem Hund Dinge verboten werden können, wie z.B. etwas vom Tisch oder aus dem Kinderzimmer zu holen oder den Kindern direkt etwas aus der Hand zu klauen. 100% in diesem Bereich zu erreichen ist oft schwierig. Dennoch kann ein sauber aufgebautes Tabu einen Nachmittag mit Keksen auf dem Tisch enorm entspannen.

  • Komm: Von einem zuverlässigem Rückruf träumt jeder Hundebesitzer. Dieser Rückruf wird um so wichtiger, wenn man mit mehreren zu beaufsichtigenden Lebewesen unterwegs ist. Wenn der Hund minutenlang stiften geht, oder anfängt, Kindern hinterher zu rennen, ohne die Möglichkeit eines Abrufs, so ist das nicht nur peinlich, sondern auch im hohen Maße gefährlich. Gerade Eltern sind mit ihrer Aufmerksamkeit nicht immer voll beim Hund. Daher ist es um so wichtiger, diesen immer wieder zu sich zurückrufen zu können. Erst durch den zuverlässigen Rückruf gewinnt der Hund seine Freiheit, da er ab diesem Zeitpunkt immer wieder ohne Leine geführt werden kann.

  • Leinenführigkeit: Auch wenn Kinder erst ab einem Alter von 14 Jahren mit einem Hund alleine Gassi gehen sollten (Listenhunde ab 18), so sieht es in der Realität oft so aus, dass die Kinder einer Familie schon deutlich früher alleine mit dem Familienhund unterwegs sind. Dafür ist es unbedingt notwendig, dass der Hund gut leinenführig ist und gelernt hat, auf seinen Menschen zu achten, auch unter Ablenkung, da er das Kind ansonsten einfach umreißen würde.

Darüber hinaus ist es auch für die Eltern nicht machbar, gleichzeitig mit einem an der Leine zerrendem Hund und z.B. einem Kinderwagen unterwegs zu sein, weshalb der Leinenführigkeit in Familien eine besondere Bedeutung zukommt.

Bis der Hund all dies kann und um dem Hund all das in Ruhe und mit Geduld beizubringen, kann es nötig sein, zunächst mit der ein oder anderen Management Maßnahme zu arbeiten, wie z.B. eine Leine zu verwenden oder Essen und Spielsachen gut zu verräumen. Darüber hinaus ist es wichtig sich feste Trainingszeiten für den Hund zu überlegen, damit dieses auch wirklich seinen festen Platz im Alltag findet und stattfindet.

Der richtige Hund

Ein Hund, der sich in einer Familie wohl fühlen soll, sich in ihr entspannen kann und keine Belastung, sondern eine Bereicherung für alle darstellt, sollte:

  • eine freundliche Grundstimmung und Vertrauen gegenüber Menschen haben,

  • eine geringe Stressanfälligkeit aufweisen,

  • eine gewisse Unempfindlichkeit gegenüber Geräuschen (auch Knallgeräuschen, denn in einem Haushalt mit kleinen Kindern knallt ständig etwas),

  • Spielfreudigkeit,

  • ausreichend körperliche Robustheit,

  • eine gute Lernfähigkeit und damit einhergehend eine gute Trainierbarkeit und den Willen zur Zusammenarbeit zeigen,

  • ein ausgeglichenes Temperament,

  • eine gute Resilienz

  • und eine ausgeprägte Frustrationstoleranz haben.

Die Ansprüche an einen Familienhund sind wie wir sehen also enorm hoch. Es macht daher durchaus Sinn sich vor der Anschaffung eines Hundes intensiv mit den verschiedenen Rassen auseinander zu setzen und auch beim Züchter ganz genau hinzuschauen. Denn viele unerwünschte Verhaltensweisen können schon durch eine gestresste Mutterhündin oder die falsche Aufzucht in den ersten Wochen entstehen und sind im Nachhinein nur noch sehr schwer beeinflussbar. Ist der Hund durch falsche Aufzucht z.B. sehr stress- und Geräuschanfällig, oder mag keine Kinder, so kann man ihn auch mit der besten Erziehung nicht mehr zu einem glücklichen Familienhund machen.

Fazit

Einen Hund in eine Familie zu holen ist immer ein Abenteuer. Nicht jeder Hund ist ein Familienhund oder kann zu einem gemacht werden. Es gibt Hunde, die das wilde Treiben in einer Familie geradezu genießen und andere, die den Trubel kaum oder gar nicht aushalten. Aber wie wir im Verlaufe dieses Artikels erfahren haben, kann das Abenteuer Hund ein durchaus lohnendes sein! Es gibt viel zu beachten und eine Menge Regeln sind einzuhalten. Eine gute Freundin meinte einmal zu mir: „Unser Hund wirkt immer als Verstärker. Ist etwas besonders toll, ein Ausflug, ein Urlaub, ein ausgelassener Tag im Park oder eine Kuschelpartie zuhause, so ist es mit unserem Hund noch schöner. Sind wir gerade im Stress, haben Streit miteinander oder haben wir es eilig, so verstärkt unser Hund auch diese Emotionen und alles wird noch hektischer.“ Diese Beobachtung im Hinterkopf sollte man sich selber sehr ehrlich eingestehen, ob ein Hund und zu welchem Zeitpunkt dieser in die eigene Familie passt. Bei uns ist inzwischen wieder einer eingezogen. Wir haben viel gelernt und können unserem Rudi geben, was dieser braucht. Er schenkt uns im Gegenzug jeden Tag aufs Neue Freude, Aktion, Beruhigung, Chaos, Aufmerksamkeit, Stolz, ein Lachen und ganz viel Wärme. Das Abenteuer Hund hat für uns doch noch ein wunderbares Ende gefunden.

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